
Auf dem Erdbeerhof der Familie Janssen ist auch an diesem Sonntag viel los. Es ist „Höfetour“, Tag der offenen Tür auf mehreren Bauernhöfen im Kreis Viersen. Für die Viersener eine seltene Gelegenheit, den in der dritten Generation bestehenden Traditionsbetrieb von innen anzuschauen. Familie Janssen beliefert nämlich nicht den Endverbraucher, sondern über die Erzeugerorganisation „Landgard“ den Lebensmitteleinzelhandel. Mit einer Ausnahme: Seit Jahren zählt die Konditorei Heinemann zu den Kunden des Erdbeerspezialisten.

Chef Volker Janssen sah einst von unterwegs die grüne Karawane der Heinemann „kleines Laster“ und kam auf die Idee, der Mönchengladbacher Konditorei seine köstlichen roten Früchte anzubieten. Da seine Erdbeeren von hoher Qualität waren, kam man ins Geschäft. Seitdem beliefert Janssen die Konditorei Heinemann mit den begehrten Früchten – in der Saison täglich frisch. Heinz-Richard Heinemann ruft die Erdbeersaison jedoch erst aus, wenn „Erdbeeren wirklich nach Erdbeeren schmecken“. Für ihn ist das von Muttertag bis Ende Juni. Die Früchte zieren dann die köstlichen Heinemann-Erdbeertorten oder werden zur feinen Heinemann-Erdbeermarmelade verarbeitet.

Erdbeerzucht – Arbeit mit der Natur
Auf dem Janssenhof dauert die Erdbeersaison deutlich länger als bei Heinemann – von Ende März bis Anfang Dezember ist die Familie mit Zucht, Anbau und Ernte beschäftigt. Im Juli ziehen die Erdbeerbauern Jungpflanzen aus speziellen Mutterpflanzen heran. Draußen auf dem „Trayfeld“ werden sie in kleinen Töpfen in Ruhe groß und kräftig. Später kommen die jungen Pflanzen ins Gewächshaus. Dort wachsen sie in mit Torferde gefüllten Rinnen freihängend und ohne Bodenberührung sowie in kontrollierter Luftfeuchtigkeit. Und – angenehm für das Ernteteam – in einer Rücken schonenden Pflückhöhe von 1,50 Meter. Bis Anfang Dezember werden die reifen roten Früchte geerntet und ausgeliefert.

Die Janssens bauen die Erdbeersorte „Elsanta“ an. Diese besticht durch Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, eine leuchtend orangerote Farbe, schönen Glanz und einen süßen Geschmack. Doch Janssen schaut auch nach neuen, noch besseren Sorten. Für eine erfolgreiche Neuzüchtung einer Erdbeersorte zahlt ein Erdbeerbauer dann eine Lizenzgebühr von fünf Cent pro Pflanze. Denn eine ertragreiche und gesunde neue Erdbeerpflanze zu züchten, dauert 15 bis 30 Jahre. Diese langwierige Arbeit lassen sich Züchter gut bezahlen.
Eine Erdbeerpflanze kann zwei Mal im Jahr tragen, im Frühjahr und im Herbst. Pflanzt man sie jedoch im Frühjahr, erhält man nur eine Ernte, pflanzt man sie im Herbst, sind es zwei. Zwischen den Tragzeiten gönnt man der Erdbeerpflanze eine Ruhephase, damit sie sich erholen kann. Hat sie ihre Arbeit getan, wird sie zu hochwertigem Humus, der wieder in den Kreislauf zurückgeführt wird. Die Umwelt zu achten, ist für Familie Janssen selbstverständlich. Sie produziert ihre Erdbeeren im umweltschonenden, kontrollierten, integrierten Anbau, wofür der Betrieb jedes Jahr für Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit das QS-GAP Zertifikat erhält. Bald stellt man auch die Verpackungen um. Plastikschalen gehen, Holzspankörbchen kommen.
Und dann gibt es da noch die biologisch wertvollsten Mitarbeiter im Betrieb, die summenden und brummenden Spezialisten für Bestäubung, Bienen und Hummeln. Aus gelben Kästen fliegen sie Blüte für Blüte ab und sorgen mit ihrem Biss (Hummeln) oder mit ihrem Flügelschlag (Bienen) für die Befruchtung. Bienen und Hummeln fliegen zu unterschiedlichen Tageszeiten und bei unterschiedlichen Temperaturen, daher werden beide Arten eingesetzt.

Erdbeeren aus der Region – auch in der nächsten Generation
Die nächste Generation der Familie Janssen sitzt schon in den Startlöchern. Dominik Janssen, 22, studiert Gartenbau und will in ein paar Jahren den Betrieb übernehmen. Als seine Eltern dies erfahren haben, haben sie gleich noch mal investiert – in neue Folienhäuser für den Erdbeeranbau. So hoffen sie, ist die Zukunft der Erdbeerzucht am Niederrhein gesichert. Und die frischen Erdbeeren auf den Heinemann-Torten sind es auch.

