Im neu eröffneten Café Heinemann in Krefeld am Schwanenmarkt treffen wir heute ein Dreamteam. Genauer gesagt: Horst Mindt, Kreativdirektor der Konditorei Heinemann sowie Patricia Tina Jokisch, Architektin, ihre Mitarbeiterin Birgit Wolff, Bauleiterin, beide von der Firma Schwitzke und Partner. Die drei haben in den letzten Monaten das vielleicht modernste und schönste aller Heinemann-Café-Restaurants geschaffen. Im ,kleineslaster‘-Interview klären wir, warum der Umbau sein musste, warum es mehr als das geplante Facelift wurde und wie es gelingt, die typische Heinemann-Kaffeehauskultur zu bewahren und dennoch aufs Modernste zu interpretieren.



Das Ziel: Tradition und Moderne in Einklang bringen
Herr Mindt, Sie haben den Umbau als Kreativdirektor begleitet. Welches war die kreative Zielsetzung?
Der Umbau wurde notwendig, weil das Krefelder Schwanenhof-Center insgesamt saniert wurde, so mussten wir mitziehen. Dann machten wir das Beste aus der Situation und hatten uns zum Ziel gesetzt, etwas Schönes und Zeitgemäßes aus der Location zu machen. Dass aus dem zunächst geplanten Facelift dann eine Grundsanierung werden würde, konnten wir anfangs noch nicht ahnen. Doch es kam eins zum anderen. Eine nicht korrekt abgestellte Sprinkleranlage hatte z. B. das komplette Parkett aufgeweicht, so mussten der Boden erneuert werden. Wir wollten weiterhin bei Holz bleiben, so entschieden wir uns für ein schlichtes und hochwertiges Eichenparkett. Die Architektin Frau Jokisch überzeugte uns dann auch, die Decken- und Wandvertäfelungen zu entfernen und durch eine frischere, modernere Gestaltung zu ersetzen. Die neue gelungene Raumaufteilung, viele schöne Details, die Dekoration und das Akustikkonzept tragen zu einem Gesamtergebnis bei, das sich heute sehen und erleben lassen kann.
Das Konzept der Konditorei Heinemann beschreiben Sie mit „Tradition und Moderne“. Geht es bei den Modernisierungen auch darum, ein jüngeres Publikum für Heinemann zu begeistern?
Das ist immer eine Zielsetzung, dass jüngere Generationen nachwachsen. Aber auch unsere treue Stammkundschaft freut sich über die Modernisierungen. Übrigens werden wir auch die Verkaufsfläche im Erdgeschoss erweitern, wir gestalten sie luftiger und großzügiger. Dies wird ab Januar 2022 geschehen. Der neue Look des Cafés in der ersten Etage wird sich dann in der Verkaufsebene fortsetzen. Bei allen Umgestaltungen sprechen wir allerdings eine klare und ganz eigene Sprache. Der Gast wird Heinemann immer wiedererkennen, denn wir bleiben unserer Marke und unserem Stil treu – auch in Zukunft.
Welche Gefühle sollen beim Gast in den neuen Räumlichkeiten geweckt werden?
Der Gast soll sich einfach bei uns wohlfühlen. Und dazu tragen viele Details bei, die eine ganz persönliche Atmosphäre schaffen. Dass uns dies mit dem neuen Einrichtungskonzept gelungen ist, dazu bekommen wir eine geradezu fantastische Resonanz. Im persönlichen Gespräch oder über unsere Feedback-Karten. Die Leute reagieren ausschließlich positiv auf die Modernisierungen und sind richtig begeistert vom neuen Ambiente. Manche bezeichnen uns gar als das „beste und schönste“ Café überhaupt. Das freut und motiviert uns natürlich sehr. Unsere Gäste haben dem mit eisenumfassten Glaswänden abgeteilten Sitzbereich schon den liebevollen Spitznamen ,Kleiner Bahnhof‘ gegeben. Sie sagen schon bei der Platzreservierung: „Wir möchten bitte gerne im ,Kleinen Bahnhof‘ sitzen.“ (lacht) Für uns ein Kompliment, denn früher hatten Bahnhofs-Cafés ja noch wirklich Stil und Aufenthaltsqualität!



Das Konzept: zeitlose Eleganz neu interpretieren
Frau Jokisch, ein Charakteristikum der Heinemann-Café-Einrichtung ist „zeitlose Eleganz“. Wie erreicht man als Innenarchitektin den speziellen Heinemann-Look?
Zunächst einmal setzen wir uns mit den Werten und Traditionen des Unternehmens auseinander. Die Konditorei Heinemann ist gelebte Tradition und ist getragen von Qualitätsbewusstsein. Daher streben wir auch in der Raumgestaltung nach Langlebigkeit und hoher Qualität. Unser Motto lautet „Evolution statt Revolution“, denn alles ist auf die Wiedererkennbarkeit der Marke Heinemann ausgerichtet. Wir setzen nur beste Materialien ein wie massives Eichenholz, hochwertige Tapeten, Designerstoffe und -Leuchten, weil dies dem Heinemann-Wertekodex entspricht. Was aus diesem Gesamtkonzept entsteht, nennen wir Architekten Aufenthaltsqualität. Diese fühlt man und spürt man, es entsteht ein Wohlgefühl. Auch das neue Akustikkonzept trägt zu diesem Wohlbefinden bei. Hier leistet insbesondere der ,Kleine Bahnhof‘ gute Dienste, denn das Konzept ,Raum im Raum‘ schafft optische Struktur und sorgt zugleich für Schallreduzierung.
Wie bringen Sie Tradition und Moderne gestalterisch unter einen Hut?
Ich glaube, dass Heinemann einen unverkennbaren Stil hat, der sich in der Einrichtung, im Design, aber auch in der eigenwilligen Dekoration zeigt. Diesen – manchmal auch schrillen – Look hat Herr Mindt als Kreativdirektor über Jahrzehnte entwickelt und herausgearbeitet. Daher haben wir in der Innenarchitektur bewusst mit vorhandenen Elementen gespielt. Das Heinemann-Wappen ziert die Glaswände, so spielen wir auf die Tradition an. Das ,grüne Band‘ unterhalb der Decke lässt die Hausfarbe Grün in Erscheinung treten, wenn auch sehr viel gedeckter. Die Wandverkleidungen sind nach wie vor aus Holz, jedoch viel moderner interpretiert. Die karierten Bezugsstoffe der Stühle werden jetzt ergänzt mit einem herrlich blumigen Missoni-Stoff, den Herr Mindt ausgewählt hat. Ich muss an der Stelle mal sagen, dass mir die Zusammenarbeit mit Herrn Mindt besonderen Spaß gemacht hat, so angenehme Kunden hat man selten.

Gibt es eine Idee, auf die Sie besonders stolz sind?
Stolz bin ich unter anderem darauf, dass ich Herrn Heinemann und Herrn Mindt überreden konnte, die alte Wandvertäfelung gegen eine modernene Interpretation auszutauschen. Und auf die Idee, Räume im Raum zu schaffen.
Sie hatten sich das Ziel gesetzt, „Lieblingsplätze“ zu schaffen. Wo ist Ihrer?
Einerseits ist das der Sitzbereich im ,Kleinen Bahnhof‘. Aber auch die Sitzecke mit den Josef-Hoffmann-Sessel aus der Tradition der Wiener Werkstätten mag ich sehr. Hier kann man schön gemütlich seinen Café trinken und das Treiben beobachten. Überhaupt haben wir uns an Wien und an Paris orientiert, Orte der Kaffeehauskultur, an denen Genuss ein große Rolle spielt und wo man sich auch wirklich Zeit für diesen Genuss nimmt.


Die Umsetzung: von Grund auf alles neu denken
Frau Wolff, der Umbau hat über ein Jahr gedauert, welche Sanierungen wurden vorgenommen?
Die Raumhülle ist geblieben, aber sonst sind wirklich alle technischen Gewerke neu. Die Lüftung, die Beleuchtung, die Rohrführung, die Elektrik, die Schallschutzdecke … wir sprechen hier von einer richtigen Grundsanierung.
Sie hatten als Bauleiterin alle Fäden in der Hand. Ist alles glatt gegangen oder gab es Herausforderungen?
Die von uns ausgewählten Gewerke konnten wir gut koordinieren, sie haben reibungslos funktioniert und gut ineinandergegriffen. Auch das menschliche Miteinander war immer nett und jeder wusste, wen man zu welchem Thema ansprechen konnte. Kompliziert war es immer dann, wenn wir auf die Kooperation und die Handwerksleistungen des Centrums angewiesen waren. Das hat nicht immer so gut geklappt, auch Termine wurden zum Teil nicht eingehalten. Das hat uns leider viel Zeit gekostet. Wir wären ohne diesen Hemmschuh viel früher fertig geworden.

Sind Handwerker nicht gerade besonders schwer zu kriegen?
Die Konditorei Heinemann arbeitet seit Jahren partnerschaftlich mit vielen guten Handwerksfirmen zusammen. Die Zusammenarbeit ist von gegenseitigem Respekt geprägt. Diese Unternehmen sind treu und behandeln Heinemann prioritär, wenn es sein muss. Die Zusammenarbeit war angenehm und professionell, ich kam mit allen Beteiligten sehr gut klar.
Im Januar wird auch noch die Verkaufsebene umgebaut. Worauf dürfen sich die Kunden nach Fertigstellung freuen?
Die Erdgschossfläche wird nach hinten deutlich vergrößert, der ehemalige Candyshop kommt noch hinzu. Mehr Luft und Raum ermöglicht eine großzügigere Präsentation der Produkte. Die Kunden werden sich hoffentlich darüber freuen und auch wir freuen uns darauf, unsere Gestaltungsideen auch hier sichtbar werden zu lassen.


Die Zukunft: Kaffeehauskultur des 21. Jahrhunderts gestalten
In der Verkaufsfläche im Ergeschoss treffen wir Margit Kleuken. Als Verkaufsleiterin beobachtet Sie, wie das neue Gestaltungskonzept beim Kunden ankommt und wie es auch den Arbeitsalltag verändert.
Frau Kleuken, Sie sind als Verkaufsleiterin nah am Menschen. Wie ist das Feedback der Kunden und Gäste auf den neuen Kaffeehaus-Look?
Alle Gäste, mit denen ich spreche, sind begeistert. Viele haben die Konditorei Heinemann ja auch lange Zeit schmerzlich vermisst und wollten schon lange vor der Neueröffnung für ihre Geburtstags- oder Familienfeiern reservieren. Jetzt ist hier endlich wieder Leben eingekehrt und jeder entdeckt im Café sein neues Lieblingsplätzchen. Dann wird gemütlich gefrühstückt oder man genießt sein Mittagessen und Kaffee und Kuchen. Unter unseren Gästen sind Menschen aller Altersgruppen. Ob Seniorenstammtisch oder junge Familie – alle kommen gerne hierher, um sich von uns verwöhnen zu lassen und unsere Köstlichkeiten zu genießen. Denn dass es bei uns noch echte Qualität und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis gibt, spricht sich auch immer häufiger unter jungen Leuten herum. Auch unser Team ist froh, nun endlich wieder den Kontakt zum Gast zu haben. Uns allen bedeutet es viel, sich wieder einbringen zu können, die Werte der Konditorei Heinemann zu leben und nach außen zu tragen. Ich selber vertrete diese seit fast 30 Jahren und es macht mir jeden Tag Freude.


Arbeitet es sich eigentlich anders in den neuen Räumlichkeiten?
Absolut. Manchmal setze ich mich ganz bewusst für einen Moment in das noch leere Café, schaue mich um und nehme die Atmosphäre in mich auf. Ich genieße all die schönen Materialien und die vielen kleinen Details, die liebevoll ausgewählt sind. Besonders gefällt mir das bunte Bild am Eingang zur Gästetoilette. Das hat Herr Mindt in einer Berliner Galerie entdeckt. Ein Highlight! Es bebildert die Geschichte des Menschen in verschiedenen Epochen. Und im Frühjahr erleben wir ja auch unseren neuen und erweiterten Verkaufsraum, darauf freue ich mich schon.

Haben Sie und Ihr Team schon angestoßen auf den Neubeginn?
Noch nicht. Aber wir haben bald vor, gemeinsam einen gemütlichen Abend in unserem schönen Café zu verbringen und auf ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft anzustoßen.
Was bedeutet das Wort „Kaffeehauskultur“ für Sie persönlich?
Kultur zu haben finde ich wichtig und wir bei Heinemann pflegen ja eine ganz besondere Kultur. Dazu zählen natürlich die guten traditionsreichen Torten, wie die von Hermann Heinemann erfundene Herrentorte, aber auch Käsesahne oder Schwarzwälder Kirsch. Unser schönes Ambiente, in dem man sich wohlfühlt, prägt natürlich ebenso unsere Kaffeehauskultur. Vor allem aber ist es die gute Ausstrahlung des Teams, welches den Gast herzlich willkommen heißt. Wir strahlen die Menschen an – auch wenn wir dies derzeit nur mit den Augen ausdrücken können.

Sensationell – Komplimente an das Kreativ-Team !
Alles Gute !